HIMMLISCHE BESCHERUNG by Siwa Rubin

Autor:Siwa Rubin [Rubin, Siwa]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-11-16T16:00:00+00:00

III. „CARPE DIEM“ NIKOLAUS

Fröhliche Weihnachtsmusik empfängt die Freundinnen, als sie das Schoppingcenter durch die riesige Drehtür betreten. Alles ist festlich geschmückt.

"Hast du schon alle Geschenke beisammen", fragt Carmen beiläufig.

"Ach, wo denkst du hin?" Lena schüttelt den brünetten Pagenkopf. Die großen Ohrringe schwingen glitzernd im Takt. "Ich komme ja kaum zum shoppen!" Ihr Blick spricht Bände. "Schau mal auf die Uhr! Außerdem, welchen Tag haben wir heute?"

"Der Sechste-, Nikolaus!", pariert Carmen. Neugierig blickt sie sich um.

"Genau! Uns bleiben noch genau knapp zwei Stunden, dann machen die den Laden hier auch dicht. Ich brauche dringend noch eine Kleinigkeit für meine Geschwister!"

"Carpe Diem! Nutze die Zeit!", seufzt Carmen.

"Na eben, nutzen wir sie!", murmelt Lena wenig überzeugt und schaut sich unschlüssig um. Wohin sollten sie zuerst? Süßigkeiten oder Spielzeug?

"Was ist mit Sven, bekommt der nichts?" Abrupt bleibt Lena stehen. "Wie, weist du das noch nicht?"

Carmen hebt abwartend die Schultern. "Nö, da hat der Buschfunk offensichtlich versagt!"

"Mit Sven ist schon seit letztem Wochenende Schluss. Der kann mich mal!"

"Na endlich hast du dich durchgerungen!"

"Nun ist es endgültig vorbei, basta!" Geräuschvoll holt Lena Luft, als würde eine Tonnenlast von ihr abfallen.

"Na, dann auf zu neuen Ufern!", stupst sie Carmen in die Seite. "Was sage ich immer? Cape Diem!" Lena kichert. "Willst du mir den Hof machen?"

"Das hat mir gerade noch gefehlt", schießt ihre Freundin lachend zurück. "So eine Superzicke wie dir! Außerdem, was hast du schon zu bieten?" Lachend zeigt sie in Richtung Schritt. Im nächsten Augenblick bemerkten die Freundinnen die vielen zum Nikolaus Verkleideten. Sie verteilen Süßigkeiten an die Kinder.

Carmen zeigt nach vorn. "Da nehme ich doch lieber einen von denen. Die haben wenigstens eine Rute!"

"Was du nicht sagst", dröhnt plötzlich eine tiefe Stimme hinter ihnen. Erschrocken fahren die Freundinnen herum. Ein Nikolaus hat sich von hinten herangepirscht und offenbar ihr Gespräch belauscht.

"Geht's noch?", empört sich Lena und hätte ihm fast eine runtergehauen.

"Ho, ho, ho", erwidert der Vermummte dreist. "Willst du mal an, ähm, ich meine, in meinen Sack fassen?" Er öffnet den Jutesack. Der ist voll von in Glanzfolie verpackten Süßigkeiten.

"Wow!" Carmen schubst ihre Freundin, die immer noch wie angewurzelt den Nikolaus anstarrt.

"Los, nimm schon. Ist Nervennahrung!" Sie hat bereits nach einem Stück geangelt und wickelt es aus. Genüsslich beißt sie in die Schokolade. "Hm, lecker!" Ohne Hemmungen greift sie sich das nächste Stück. "Na, wenn's sein muss", gibt sich Lena geschlagen und greift ebenfalls hinein. In diesem Moment zurrt der Nikolaus seinen Sack zusammen und hält ihre Hand durch das grobe Leinen fest. Vor Schreck quietscht sie laut auf. Carmen prustet amüsiert auf. "Gefangen! Du warst nicht artig!"

Schlagartig läuft Lena rot an und faucht den Nikolaus an: "Hör mit dem Scheiß auf und lass mich sofort los, sonst..." Ruckartig versucht sie, ihre Hand zu befreien.

"Sonst was...?", pariert er grinsend. Forschend sieht sie ihm ins Gesicht. Unter seiner Larve ist nichts erkennbar. Selbst sein Mantel, im XXL - Format, verrät nichts. Wer auch immer darunter steckt, ist zumindest groß und stattlich. Mit einem Mal verfliegt ihr Ärger. Etwas fasziniert sie an dem Vermummten, doch bisher wird ihr noch nicht klar, was es genau ist.

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